PFLANZE DES MONATS SEPTEMBER (2017)
Gewöhnliche Rosskastanie
Aesculus hippocastanum
Wenn der Herbst in der Natur Einzug hält, fallen sie wieder: die glänzend, rotbrauen Früchte der Rosskastanie. Verpackt in eine grüne stachlige Hülle fallen sie vom Baum. Auf dem Boden angekommen werden sie von Mensch und Tier begehrt. Kinder sammeln eifrig die glänzenden Früchte um daraus lustige Wesen zu basteln und so mancher rheumageplagte Erwachsene steckt sich zwei Früchte in die Hosentaschen.
Die Rosskastanie ist ein imposanter Laubbaum und kann bis zu 30 Meter hoch werden. Der mächtige Baum hat große, handförmig gefingerte Blätter. Je nach Art sind die Blütenkerzen weiß, rosa oder gelb gefärbt. Die glänzenden Früchte reifen in stacheligen grünen Fruchthüllen heran. Die Kastanienfrüchte besitzen einen auffallend hellen bis weißen Fleck, der an einen Nabel erinnert.
Name
Die Gewöhnliche Kastanie gehört zu den Seifenbaumgewächsen. Der Artname „hippokastanum“ leitet sich vom griechischen „hippo“ = Pferd und „castanum“=Kastanie ab. Andere Namen wie wilde Kastanie, Pferdekastanie, Saukastanie, Gichtbaum sind ebenfalls bekannt.
Geschichte
Die ursprünglich auf dem Balkan heimische Rosskastanie kam mit den Osmanen in unsere Breiten. Matthiolus schrieb 1565, dass türkische Pferdeknechte zerkleinerte Kastanien dämpfigen (hustenden) Pferden gaben. Als stärkender Futterzusatz wurden die Kastanien erschöpften Pferden unters Futter gemischt. 1576 kamen Samen der Rosskastanie nach Wien und wurden dort kultiviert. Schnell entwickelte sich die Rosskastanie europaweit zu einem Modebaum.
Seit 1984 ist an der Rosskastanie ein Befall von Miniermotten zu beobachten. Die Bäume verlieren schon im August ihre Blätter, was zu einer starken Schwächung des Baumes führt.
Verwechslung
Edelkastanie Castanea sativa (Buchengewächse)
Inhaltsstoffe
Triterpensaponine (Aeszin), Cumarine (Aesculin, Fraxin), Flavonoide (Rutin, Querzin), Gerb- und Bitterstoffe.
Heilwirkung
Venentonisierend, schwellungshemmend, antiexsudativ, kapillarresistenzsteigernd, ödemprotektiv, zusammenziehend, entzündungshemmend, gewebsentwässernd
Nebenwirkungen/Gegenanzeigen
Bei innerer Anwendung in Einzelfällen Juckreiz, Übelkeit, Magenbeschwerden.
Achtung! Bei Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente ist ärztliche Rücksprache erforderlich.
Anwendung
innerlich:
Chronische venöse Insuffizienz (geschwollene, müde und schmerzende Beine und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz, venöse Stauungen, Krampfadern), Venenentzündung (Thrombophlebitis), Hämorrhoiden, Schwellungen und Entzündungen nach einer Thrombose, Weichteilschwellungen nach Verletzungen oder Operationen. Außerdem zur Vorbeugung von Thrombosen bei langen Flugreisen. Bei akutem Wirbelsäulensyndrom und Nervenkompression im Bereich der Handwurzel (Karpaltunnelsyndrom). Unterstützend bei Kopfschmerzen nach einer Gehirnerschütterung.
Hinweis: Rosskastanie innerlich nur als Fertigpräparat und nach der Mahlzeit einnehmen, damit es nicht zu Magenschmerzen kommt!
äußerlich:
Als Einreibung (Tinktur, Salben, Gele). Begleitend die Beine wickeln oder Stützstrümpfe tragen.
Tagesdosis
50-150 mg Aeszin; prophylaktisch und therapeutisch mindestens 3 Monate anwenden. Ceres Urtinktur: 1-3x täglich 2-4 Tropfen nach dem Essen in etwas Wasser einnehmen.
Verwendung
Als Salbe, oder Tinktur (Fertigpräparat)
Achtung! Keine Teezubereitung!!
Heilsames
Rosskastanientinktur:
Frische Kastanien schälen, und zerkleinern, in ein helles Schraubglas geben und 70%igem Weingeist auffüllen. 3 Wochen lang im Dunkeln ziehen lassen, regelmäßig schütteln und anschließend abgießen.
Diese Tinktur dient nur der äußerlichen Anwendung zum sanften Einreiben müder, geschwollener, zu Krampfadern neigender Beine.
Venenbalsam (für ca 250ml Balsam) nach J.und U. Schauer
100 ml Kastanientinktur
14 g Bienenwachs (Imker/Apotheke)
50 g wasserfreies Lanolin (Wollwachs, Apotheke)
100 ml Olivenöl
nach Belieben ca 25 Tropfen ätherisches Rosmarin- oder Wacholderbeeröl
Material
2 hitzebeständige Weckgläser
Handrührgerät mit Knethaken
saubere Salbendöschen oder Gläschen
So wird‘s gemacht
Eine Creme besteht immer aus zwei Komponenten: der sogenannten Wasser- und der Fettphase. Für den Balsam in ein Weckglas als Wasserphase die Kastanientinktur füllen. Die Fettphase entsteht im zweiten Weckglas aus Wachs, Öl und Lanolin. In einem Topf besser noch Bräter Wasser erhitzen. Die Gläser ins warme Wasserbad stellen. Die Fettphase vorsichtig schmelzen lassen, (60-70°C). Dabei umrühren, um die Zutaten gut zu verbinden. Topf vom Herd nehmen, die Knethaken im heißen Wasser desinfizieren. Nun die handwarme Tinktur esslöffelweise in die Fettphase geben und mit dem Handrührgerät auf niedrigster Stufe rühren. Immer gut mischen, bevor die nächste Portion hinzukommt. Wenn alles eingerührt ist, noch 5 bis 10 Minuten weiterrühren. Die Creme soll handwarm und noch fließfähig sein. Das Glas eventuell noch mal ins Wasserbad stellen. Jetzt können zusätzlich durchblutungsfördernde ätherische Öle eingerührt werden. Dann die Creme in kleinen Portionen in saubere Döschen/Gläschen abfüllen. Diese bis zum völligen Erkalten mit Küchenpapier abdecken. Dann zuschrauben und beschriften. Im Kühlschrank aufbewahrt hält die Creme ca. 6 bis 9 Monate.
Geschirrspülmittel:
eine Tasse Kastanienpulver (getrocknete pulverisierte Samen) mit je 1 Tasse Essig und Wasser ansetzen. Stehen lassen und nach 2 Tagen aufkochen und es dann dem Spülwasser zugeben.
Heidrun Johner-Allmoslöchner, zertifizierte Heilpflanzenfachfrau, Leimen; www.naturwerkstatt-artemisia.de