Pflanze des Monats Oktober 2021
Odermennig – Agrimonia eupatoria
Rosengewächse – Rosaceae
blühender Odermennig, Foto: Heidrun Johner-Allmoslöchner
Botanik
Odermennig ist eine ausdauernde Pflanze. Sie wird je nach Standort 30-100 cm hoch und blüht von Juni bis September.
Aus einer grundständigen Blattrosette wächst ein dünner, fester, hoher Stängel. Die unpaarig gefiederten Blätter sitzen direkt am Stängel und sind rau behaart. Am oberen Teil des Stängels sitzen die Blüten ährig, dieser verlängert sich bei der Blüte. Die Blüten des Odermennigs sind gelb und erinnern in ihrer Form an kleine Wildrosenblüten. Im Herbst bildet die Pflanze kleine Früchte, die verkehrt herum kegelförmig sind. Sie haben tiefe Furchen und, kleine Hakenborsten, die am Rand rechtwinklig abstehen. Im Herbst klettten sich die kleinen Früchte gerne ans Fell vorbei kommender Tiere und sorgen so für die Verbreitung der Pflanze.
Der bevorzugte Standort des Odermennigs sind Wald- und Wegränder, trockene Wiesen und sandige Böden.
Name
Laut Siegfried Bäumler entwickelte sich die deutsche Bezeichnung „Odermennig“ als Lehnwort aus dem lateinischen “Agrimonia“.
Die botanische Bezeichnung „Agrimonia“ könnte sich aus den beiden lateinischen Worten „Agrao“ = „Feld“ und „Mone“ = „Behausung/Wohnort“ zusammensetzen. Der Artname „eupatoria“ geht vermutlich auf den pontischen König Mitridates Eupator VI.(132-63 v. Chr.) zurück.
Andere Namen
Ackermännchen, Ackermännli, Brustkraut, Fünffingerkraut, Fünfmännertee, Gelbe Wedele, Heil aller Welt, Kaisertee, König aller Kräuter, Kraut des Lebens, Kunigundenkraut, Leberklette, Lungentee, Magenkraut, Odermännchen, Ohrenmännel, Redner- und Sängerkraut, Schafklette, Schlangenkraut, Uhrmännchen,….
Odermennig, Blütenähren kurz vor dem Aufblühen, Foto: Heidrun Johner-Allmoslöchner
Geschichte
Nach der Überlieferung trank der pontische König Mitridates Eupator von Kindesbeinen an, täglich vergiftetes Entenblut, um so seinen Körper unempfindlich gegen Gifte zu machen und sich so vor Giftmord zu schützen. Er unterstütze seine Leber beim Entgiftungsprozess, indem er ein Gebräu aus 54 verschiedenen Ingredienzien zu sich nahm. Ein Bestandteil dieses Gebräus war die Leberheilpflanze Odermennig.
Walahfried Strabo, der Abt des Klosters auf der Insel Reichenau im Bodensee, erwähnt 24 Heilpflanzen in seinem Lehrgedicht Hortulus (um 840 n.Chr.).Über den Odermennig schreibt er folgendes: “Wenn einmal ein feindlicher Stahl unseren Gliedern Wunden beigebracht hat, sollen wir ihre Hilfe in Anspruch nehmen und die abgeschnittenen Sprossen auf die offenen Stelle legen…“
Verwechslung
Die Blätter des Odermennigs ähneln den Blättern des Gäsefingerkrauts (Potentilla anserina). Diese sind auf der Blattunterseite silbrig behaart. Der Blütenstand des Odermennigs kann mit der Schwarzen Königskerze (Verbascum nigrum)verwechselt werden. Diese hat gestielte, ganzrandige Blätter und die Staubgefäße der Blüten sind mit violetten Haaren besetzt.
Inhaltsstoffe
4-10% Gerbstoffe (Catechingerbstoff, Gallotannine), Triterpene, Kieselsäure, ätherisches Öl, 1,2% Flavonoide, Bitterstoffe
Heilwirkung
mild adstringierend (zusammenziehend), leicht stopfend, entzündungshemmend, regt die Absonderung von Gallensaft an (choleretisch), antiviral, leicht blutzuckersenkend, krampflösend, blutreinigend, krebsfeindlich (Brustkrebs-Prophylaxe), entgiftend
Psyche: „Versucht quälende Gedanken und innere Unruhe hinter einer Fassade aus Fröhlichkeit und Sorglosigkeit zu verbergen.“ (M. Scheffer)
Nebenwirkungen/Gegenanzeigen
keine bekannt
typisch Rosengewächs, der Blütenstern mit 5 Kronblätter, Foto: H. Johner-Allmoslöchner
Anwendung
Innerlich
Durchfallerkrankungen, Darmkatarrh, Reizdarm, Magen-Darm-Störungen, Leber-Galle-Beschwerden, zur Stärkung der Milz (in Kombination mit Milzkraut), Diabetes, Blasenschwäche, Harninkontinez, chronische Nasennebenhöhlen- und Stirnhöhlenerkrankungen, Entgiftung bei Umweltgift-Belastung
Äußerlich
Mund-Rachenraum-Entzündungen/-Beschwerden (gurgeln), Stimmpflege (Sänger/Redner), als Auflage bei eiternden, schlecht heilenden Wunden, Hämorrhoiden, Juckreiz, bei hartnäckigem Rheuma (Vollbäder und Tee), müde Füße (Auflage aus gekochten Blättern), Vaginalspülungen
Psyche
hebt die Angst vor Verletzungen auf, hilft sich zu zeigen mit seinen Gefühlen, stärkt den Selbstwert und fördert die Offenheit
Tagesdosis
Bei Erwachsenen 3-6g Droge, (Kinder 4-10 Jahre: 2-3g Droge) für Umschläge 10%ige Abkochung zubereiten.
Verwendung
Tee (Infus, Dekokt, Mazerat), Tinktur, Extrakt, Homöopathika, Bachblüte „Agrimony“, Räucherwerk
Heilsames
Reizdarmtee nach Olaf Rippe
Wer unter Nahrungsunverträglichkeiten leidet, seinen Darm täglich spürt, zu krampfartigen Bauchbeschwerden, Durchfällen oder weichem, klebrigen Stuhl neigt, sollte nachfolgende Teemischung lange fort gebrauchen.
• Ehrenpreis, echter 40 g
• Majoran 20 g
• Odermennigkraut 50 g
• Ringelblumenblüten 20 g
• Schafgarbe mit Blüten 30 g
• Walnussblätter 20 g
• Wegwartenwurzel 20 g
Mischen, zwei Teelöffel mit 200 ml kochendem Wasser überbrühen, etwa 8 bis 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und ungesüßt trinken, kurmäßig 6 bis 8 Wochen lang 3 bis 4 Tassen täglich, danach bei Bedarf 1 bis 2 Tassen täglich.
Räucherwerk
Odermennig als Räucherwerk wirkt schützend, unterstützt die Abwehr von Menschen die unerwünscht sind, ebenso wie energetische Übergriffe. Der Duft ist angenehm krautig-würzig.
Klettenfrüchte des Odermennigs; Foto: H. Johner-Allmoslöchner
Quellen
Bäumler, Siegfried; „Heilpflanzen Praxis Heute“ Porträts, Rezepturen, Anwendungen; Urban & Fischer Sonderausgabe 1. Auflage 2007 ISBN: 978-3-437-57271-5
Madejsky, Margret; „Lexikon der Frauenkräuter, Inhaltsstoffe, Wirkungen, Signaturen und Anwendungen“; AT-Verlag Aarau, München 2. Auflage 2009 ISBN: 978-3-03800-417-2
Madejsky, Margret; Rippe, Olaf; „ Heilmittel der Sonne – Mythen, Pflanzenwissen, Rezepte und Anwendungen“; AT-Verlag Aarau und München 2013; ISBN: 978-3-03800-744-9
Puhle, Annekathrin, Trott-Tschepe, Jürgen, Möller, Birgit; „Heilpflanzen für die Gesundheit“; Franckh-Kosmos Verlags-GmbH Stuttgart 2013 ISBN: 978-3-440-12235-8
Scheffer, Mechthild; „Die Original Bach-Blüten-Therapie für Einsteiger, Die Blüten – Die Anwendung – Die Wirkung; Irisiana Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2002; ISBN-13: 978-3-7205-2330-1
Seweryn, Ulrike; Weidenweber, Christine; „Die magische Kraft der Pflanzen – Heilende Energie für jeden Tag“; BLV-Buchverlag&Co.KG 2015 München ISBN: 978-3-8354-1320-7
Stumpf Dr., Ursula; „Unsere Heilkräuter, bestimmen und anwenden“; Franckh-Kosmos VerlagsGmbH Stuttgart 2012 ISBN: 978-3-440-12705-6
Stumpf Dr., Ursula; „Von Magie bis Phytotherapie“; 3. erweiterte Auflage 2010, MedMedia-Verlag Kandern ISBN: 3-934-163-81-5
https://www.natura-naturans.de/phytotherapie/odermennig-koenigskraut-fuer-die-leber/
https://de.wikipedia.org/wiki/Liber_de_cultura_hortorum
Heidrun Johner-Allmoslöchner, zertifizierte Heilpflanzenfachfrau, Leimen; www.naturwerkstatt-artemisia