PFLANZE DES MONATS OKTOBER (2018)
Pflanze des Monats Oktober
Hirtentäschel, Capsella bursa pastoris
Kreuzblütengewächse/ Brassicaceae
„Es schreiben etliche das diß kraut das bluten stelle
so mans nur in der hand halte.
Das kraut gedörrt und in rotem wein gesotten und getruncken
stelt allerley bauchflüß
das blutspyen
und den überigen fluß der weiber“ (Leonard Fuchs 1543)
Foto: M. Großmann / pixelio.de
Botanisches
Hirtentäschelkraut ist fast überall in Europa zu finden. Auf Feldern, in Gärten und an Wegrändern gedeiht es bis auf eine Höhe von etwa 2300 m.
Hirtentäschel wird 8-50 cm hoch und ist ein- oder zweijährig. Der blühende Stängel ist aufrecht und verlängert sich während der Blüte. Die Blätter sind basal als Rosette am Boden anliegend, während die Stängelblätter fast ganz am Grund sitzen und mit Öhrchen den Stängel umfassen. Das Hirtentäschel bildet fast das gesamte Jahr über weiße, kleine Blüten, die in lockerer Traube sitzen. Die Samen sitzen in dreieckigen Schötchen. Das Hirtentäschel besitzt einen scharf, bitteren Geschmack.
Name
Taschenkraut, Schinkenkraut, Bauernsenf, Herzkraut, Schneiderbeutel, Hungerkraut, Hellerkraut, Himmelsmutterbrot, Mönchstäschel, Beuteldieb, Vogelkraut.
Seinen Namen bekam das Hirtentäschel aufgrund seiner charakteristischen Früchten. Der botanische Name Capsella bedeutet „kleine Schachtel“. Die Früchte des Hirtentäschels erinnern tatsächlich an kleine Schachteln oder an die typischen Taschen der Hirten. So erklärt sich der Zusatz bursa-pastoris und der deutsche Name Hirtentäschel.
Geschichte
Bereits im Altertum war Hirtentäschel als Heilmittel bekannt. Hippokrates (460-377 v. Chr.) bezeichnete es als wichtigstes Uterusmittel und lobte seine blutstillende Wirkung. Im Mittelalter gab man heranwachsenden Mädchen täglich eine Tasse mit Honig gesüßten Hirtentäscheltee, um den Geschlechtstrieb zu dämpfen. Während des 1. Weltkrieges wurde es in Großbritannien als blutstillendes Mittel eingesetzt, weil die gebräuchlichen Heilmittel, kanadische Gelbwurz und Mutterkorn nicht mehr verfügbar waren. Auch der Schweizer Kräuterpfarrer Johannes Künzle beschreibt lobend das Hirtentäschel. So rät er bei blutenden Wunden sofort frisches, zerstoßenes Kraut auf die betreffende Stelle zu legen, bei Nasenbluten solle man das Kraut um Hals und Nacken binden.
Verwechslung
Die Rosette des Hirtentäschels kann mit dem Löwenzahn verwechselt werden. Hirtentäschelkraut kann noch mit Acker-Hellerkraut (Thlaspi arvense). Es ist kräftiger in seiner Erscheinung, hat weiße Blüten von Mai bis September. Die Schötchen sind platt, rund wie ein Geldstück, vorne eingeschnitten, breit geflügelt. Es ist ebenfalls als aromatischer Wildsalat essbar.
Inhaltsstoffe
Cholin, Acetylcholin (gehört zur Gruppe der B -Vitamine, Bestandteil des Lecitin), Tyramin, Saponine, Senföl, Flavonoide, Kalium, Natrium, Gerbstoffe
Heilwirkung
herzstärkend
blutdruckregulierend
blutreinigend
Gallenfluss anregend
harntreibend
uterustonisierend
blutstillend durch Verengen und Abdichten der Blutgefäße
bakterizid
wehenanregend
rückbildungsfördernd nach Geburten
erhöht die Darmperistaltik und wirkt leicht abführend
gichtwidrig durch Ausscheidungsförderung
Nebenwirkungen/Gegenanzeigen
Wegen seiner wehenanregenden bis hin zur abortiven (abtreibenden) Wirkung darf Hirtentäschelkraut nicht in der Schwangerschaft angewendet werden.
Nebenwirkungen sind nicht bekannt, bei anhaltenden Blutungen den Arzt aufsuchen.
Anwendung
innerlich:
starke Menstruationsblutungen
starke Blutungen in den Wechseljahren
nachgeburtliche Blutungen
Stauungen des Wochenflusses
fördert die Spannkraft der Gebärmutter nach der Geburt
Blutdruck regulierend
Kreislauf stabilisierend
Herz stärkend
Blutreinigend
äußerlich:
blutende Hämorrhoiden
Nasen- und Zahnfleischbluten
nach Zahnextraktionen
oberflächlich blutende Hautverletzungen
Tagesdosis
10-15g Kraut
Ceres Hirtentäschel Urtinktur: Innerlich: 1-3 x täglich 2-5 Tropfen in etwas Wasser oder pur einnehmen. Äußerlich: 5-10 Tropfen in etwas Wasser verdünnt mit Watte auftupfen oder als Kompresse.
Verwendung
frisches und getrocknetes Kraut mit der Wurzel als Tee, frisches Kraut in der Küche im Salat oder als Gemüse, Tinktur, homöophatische Urtinktur (Capsella-bursa-pastoris).
Je frischer das Kraut verwendet wird, desto besser ist die Heilwirkung.
Heilsames
Hirtentäscheltinktur
Blühendes Kraut klein schneiden und ein Schraubglas locker damit füllen. Mit Korn (38%) bis zum Rand aufgießen, 2 Wochen stehen lassen, regelmäßig schütteln, abgießen und in Tropffläschchen füllen. Tinktur als blutstillende Auflage 1:1 mit Wasser verdünnen für oberflächliche Verletzungen.
Hirtentäscheltee
1 Tl/Tasse, heiß aufgießen und 15 Minuten ziehen lassen; mehrmals täglich trinken.
Poetisches
Botschaft des Hirtentäschelkrautes
Ab und zu muss ich wirklich auf Dich aufpassen. Damit Du Dich nicht verausgabst und irgendwann völlig ausgelaugt bist. Sieh meine Früchte genau an. Gut, Du kannst sagen, sie haben die Form eines Hirtenbeutels. Aber genauso gut kannst Du sagen, dass sie die Form eines Herzens haben. Deswegen spreche ich jetzt zu Deinem Herzen. Dein Herz schlägt nur für Dich, die ganze Zeit – und, wie oft denkst Du an Dein Herz? Selten? Es ist Dein Herz, das Dir Deinen Weg zeigt. Dabei kommt es nicht auf Äußeres ab, Hauptsache ist, es stimmt innen drin. Schau mich an – ich ruhe in mir und meinem Herzen, egal was geschieht. Ich höre auf mein Herz und achte meine Bedürfnisse. Manchmal nutze ich meinen starken Willen dafür und finde immer genügend Zeit, um alles im Leben zu genießen. Genau das kannst Du von mir lernen.
Ursula Stumpf, Pflanzengöttinnen und ihre Heilkräuter
Quellen
Fischer, Heide; „Frauenheilpflanzen, Wirkungen, Hausmittel und praktische Selbsthilfetipps“; Nymphenburger 2006; ISBN: 978-3-485-01087-0
Künzle,Johann; Das große Kräuter-Heilbuch; Verlag Otto Walter AG Olten 1995; ISBN: 3-530-49205-1
Puhle, Annekathrin, Trott-Tschepe, Jürgen, Möller, Birgit; „Heilpflanzen für die Gesundheit“; Franckh-Kosmos Verlags-GmbH Stuttgart 2013 ISBN: 978-3-440-12235-8
Stumpf Dr., Ursula; „Pflanzengöttinnen und ihre Heilräuter, Naturkraft schöpfen, Heilwissen nutzen“; Franckh-Kosmos Verlags GmbH Stuttgart 2010 ISBN: 978-3-440-1236-5
Stumpf Dr., Ursula; „Unsere Heilkräuter, bestimmen und anwenden“; Franckh-Kosmos Verlags GmbH Stuttgart 2012 ISBN: 978-3-440-12705-6
Heidrun Johner-Allmoslöchner, zertifizierte Heilpflanzenfachfrau, Leimen; www.naturwerkstatt-artemisia.de