Pflanze des Monats März 2023 Immergrün, Vinca minor

Pflanze des Monats März 2023 Immergrün, Vinca minor

Pflanze des Monats März 2023

Immergrün, Vinca minor

Hundsgiftgewächse, Apocynaceae

blühendes kleines Immergrün Foto: 514122_original_R_by_Hartmut910_pixelio.de

Botanik

Die ausdauernde, giftige Pflanze bildet nieder liegende, kriechende Ausläufer. Sie erreicht eine Höhe von 15 – 20 cm. Ihre Blätter sind gegenständig angeordnet und in ihrer Form lanzettlich mit kurzem Stiel. Die Blätter sind fest und lederartig. In den Sprossknoten bildet das kleine Immergrün Wurzeln aus und verankert sich so im Boden. Die aufsteigenden Blütentriebe bilden endständige Einzelblüten auf langen Stielen, welche aus den Blattachseln wachsen. Von April bis Mai erscheinen die, an schiefe Propeller erinnernden, Blüten mit ihren Kronzipfeln. Das Farbspektrum reicht von hellblau über blauviolett bis zum seltenen Weiß.

Die Pflanze bevorzugt nährstoffreiche Böden und bildet oft in Buchenwäldern ganze Blütenteppiche aus. Im Mittelalter kam die Pflanze zu uns und verwilderte. Ihr Standort gibt uns heute oft einen Hinweis auf alte Siedlungen.

Name

Der Gattungsname „vinca“ leitet sich vom lateinischen „vincere“ ab und wird mit „besiegen“ übersetzt. Die Artbezeichnung „minor“ bedeutet „klein“. Die deutsche Bezeichnung „Immergrün“ weißt darauf hin, dass es sich um eine immergrüne Pflanze handelt, die auch im Winter grüne Blätter aufweist.

Andere Namen

Bärwinkel, Dauergrün, Ewiggrün, Himmelsternkraut, Mädepalm, Magspalmkraut, Maipalm, Jungfernkraut, Kranzkraut, Sinngrün, Totenblätter, Totengrünkraut, Toteveieli, Wintergrün, Wilde Palm

Geschichte

Das kleine Immergrün gehört zu den blau blühenden Pflanzen, denen man seit jeher besondere Eigenschaften nachsagt. So auch dieser Pflanze! Dem kleinen Immergrün schreibt man zu, dass es die Geisteskräfte bzw. die Wahrnehmungsfähigkeit steigere. So gaben Eltern einst ihren Kindern mit dem Kranzkraut einen symbolischen „Schlag“ auf den Kopf und sprach dazu „Geh zu und lerne was!“ Auf diese Art wollte man, die den Geist anregenden Kräfte der Pflanze, auf das Kind übertragen. Hatte man es vergessen, oder es gab Lernprobleme, tat man Immergrün in ein Beutelchen und hängte es dem Kind um den Hals, damit „es gescheit wird“. Tatsächlich fördert das kleine Immergrün die Aufnahme von Sauerstoff und Glucose im Gehirn, wie moderne Studien belegen.

Als Totenblume fand sie ihren Platz auf Gräbern. Man wand Kränze aus den Ranken und legte sie als Symbol der Unsterblichkeit aufs Grab.

In der blauen Blüte des Immergrün erkannten unsere Vorfahren das Pentagramm, ein uraltes Schutzzeichen. Sie nutzten die Pflanze, zu Kränzen gewunden, zu magischen Zwecken und als Schutz gegen Verzauberung, oder als Grabbepflanzung gegen Wiedergänger.

Das kleine Immergrün bildet Blütenteppiche im April Foto: 760629_original_R_K_B_by_Gischott_pixelio.de

Verwechslung

Vinca major, das große Immergrün → Blüten violett-blau, 4 – 5 cm breit, Blätter eiförmig, selten verwildert.

Inhaltsstoffe

Indolalkaloide v.a. Vincamin (10%), Vincin, Apovincamin, Flavonoide (z.B. Kämperol- und Quercetin-Glycoside), Terpene, Ursolsäure, Phenole, Phenolcarbonsäuren, Gerbstoffe, Phytosterin, Ornol

Heilwirkung

verzögert den Alterungsprozess, blutdrucksenkend, tonisierend (Hirngefäße), senkt die Herzschlagfrequenz, vermindert die Wirkung des Sympatikus, verbessert die Durchblutung sowie die Aufnahme von Glucose und Sauerstoff im Gehirn, hypoglykämisch (Unterzuckerung), harntreibend, verdauungsfördernd

Nebenwirkungen/Gegenanzeigen

Nebenwirkungen

Magen-, Darmbeschwerden, Hautrötungen

Bei Überdosierung

Übelkeit, Erbrechen, Hautjucken, Herzklopfen, Schwindel, starker Blutdruckabfall

Gegenanzeigen

Hirntumor, Schwangerschaft, Herzinfarkt (akute Phase)

Anwendung

Innerlich

Arteriosklerose, Alterserscheinungen, Bluthochdruck, zerebrale Durchblutungsstörungen im Gehirn, Augen und Innenohr, Schwindel, Konzentrationsschwäche, Alterskopfschmerzen, Ohrensausen, Altersschwerhörigkeit, Diabetes mellitus, Entzündung der Blase/Darm/Magen, Durchfall, Hämorrhagien (Blutungen)

Äußerlich

Schleimhautentzündungen, Halsentzündungen, Abszesse, Ekzeme, Hämatome,

Tagesdosis

Tee: 1TL getrocknete Blätter/Blüten pro Tasse,2-3 Tassen täglich.

Frische Blätter/Blüten: 15 g auf 250 ml Wasser

Verwendung

Tee, Abkochung, (Ur)Tinktur, Homöopathika

Heilsames

Lerntee-Mischung nach Margret Madejsky

Helmkraut (Scutellaria galericulata), Immergrünblätter, Lavendelblüten, Rosmarin und Ysop zu gleichen Teilen mischen, 1-2 TL der Mischung mit 200 ml kochendem Wasser Überbrühen, ca. 5 – 8 Minuten ziehen lassen, abseihen und mit Honig süßen. Bei Bedarf 1 – 3 Tassen täglich während des Lernens trinken.

Räucherwerk

fördert Visionen, wird für Schutzräucherungen verwendet, unterstützt den Kontakt zu Ahnenwelt

die hellblauen Blüten leuchten der Frühlingssonne entgegen Foto: H. Johner-Allmoslöchner

Quellen

  • Bäumler, Siegfried; „Heilpflanzen Praxis Heute“ Porträts, Rezepturen, Anwendungen; Urban & Fischer Sonderausgabe 1. Auflage 2007 ISBN: 978-3-437-57271-5

  • Hirsch, Siegrid; Grünberger, Felix; „Die Kräuter in meinem Garten“; Freya-Verlag 2012 (Neuüberarbeitung) ISBN: 978-3-902134-79-0

  • Kinkele, Thomas; „Heimische Räucherpflanzen, Räucherduft und Ritual im Jahreslauf“; Windpferd Verlagsgesellschaft mbH Oberstdorf; 1. Auflage März 2010; ISBN 978-3-893885-615-2

  • Madejsky, Margret; Rippe, Olaf; „ Heilmittel der Sonne – Mythen, Pflanzenwissen, Rezepte und Anwendungen“; AT-Verlag Aarau und München 2013; ISBN: 978-3-03800-744-9

  • Rippe, Olaf; Madejsky, Margret; „ Die Kräuterkunde des Paracelsus – Traditionelle Heilpflanzenkunde und Phytotherapie, Naturphilosophie, Pflanzenmonografien, Therapiekonzepte“; AT-Verlag Baden und München; 3. Auflage 2013 ISBN: 978-3-03800-313-7

  • Spohn, Margot, Aichle, Dietmar, Golte-Bechtle, Marianne; Spohn, Roland; „Was blüht denn da?“; Franckh-Kosmos Verlags-GmbH Stuttgart 58. erweiterte und neubearbeitete Auflage 2008 ISBN-13: 978-3-440-11379-0705-7

  • Storl, Wolf-Dieter; „Das Herz, und seine heilenden Pflanzen“; AT-Verlag Aarau, Schweiz, 2. Auflage, 2010 ISBN: 978-3-03800-320-5

  • Vonarburg, Bruno; „Natürlich und gesund mit Heilpflanzen“; AT-Verlag Aarau, München, 5. Auflage 2001 ISBN: 3-85502-759-5

  • https://www.pixelio.de/

Heidrun Johner-Allmoslöchner, zertifizierte Heilpflanzenfachfrau, Leimen; www.naturwerkstatt-artemisia

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