PFLANZE DES MONATS MÄRZ (2018)
Scharbockskraut – Ranunculus ficaria
Hahnenfußgewächse – Ranunculaceae
Im März, wenn die ersten wärmenden Sonnenstrahlen die Natur wachrütteln, findet man an schattigen Bachläufen, Feuchtwiesen, Waldrändern und unter Hecken ganze Teppiche mit glänzenden Blättern und gelben Blütensternen. Es ist die Zeit des Scharbockskrauts! Das Kräutlein mit dem seltsamen Namen gehört zu den ersten Frühlingskräutern. Die teppichbildende Staude findet man von März bis April überall dort wo der Boden feucht und nährstoffreich ist. Der Pfennigsalat erreicht eine Höhe von 5 bis 15 cm und ist eine Pflanze mit Wurzelknollen. Die Stängel der Schmalzblätter sind niederliegend bis aufsteigend. Die Blätter des Schmalzsternlein sind leicht fleischig, kahl, rundlich bis herzförmig, gestielt und dunkelgrün glänzend. Manchmal befindet sich im Zentrum des Blattes ein dunkler Bereich. In den Achseln der untersten Blätter bilden sich häufig weiße Brutknospen, die der vegetativen Vermehrung dienen. Nach der Reife fallen sie ab und aus ihnen entwickeln sich neue Jungpflanzen.
Das Scharbockskraut bildet kleine Blütensterne mit einem Durchmesser von 2 bis 3 cm. Jede Blüte besitzt 3 bis 5 grüne Kelchblätter und 8 bis 12 buttergelbe, glänzende Blütenblätter.
Blätter des Scharbockskrauts; Foto: privat
Name
Das Scharbockskraut trägt in seinem Namen sein Anwendungsgebiet. Scharbock ist eine alte Bezeichnung für akuten Vitamin-C-Mangel, besser bekannt als Skorbut. Gerade zum Ende des Winters litten die Menschen vergangener Zeiten häufig an Vitamin-C-Mangel. Das Scharbockskraut war somit der erste frische Vitamin-C-Lieferant des Jahres! Der botanische Familienname Ranunculus ist die Verkleinerungsform vom lateinischen „Rana“ und bedeutet „Frosch“. Somit gibt der Name einen Hinweis auf den feuchten Standort der Hahnenfuß-Gewächse. Die botanische Bezeichnung „ficaria“ bezieht sich auf die Wurzelknollen der Pflanze, die wie Feigwarzen aussehen.
Bodenglitzerli, Butterblume, Goldblümchen, Feigwurzel, Pfaffenhödlein, Rammelhödlein, Schmalzblätter, Sternli, Pfennigssalat,
Geschichte
Aus vergangenen Zeiten ist überliefert, das Bettler sich öfters mit dem scharfen Saft des Scharbockskrauts einrieben. Der scharfe Saft führte zu Hautreizungen mit Blasenbildung. Die Bettler vergangener Zeiten nutzten diese Eigenschaft um bei der Bevölkerung Mitleid erregen und diese zu Gaben bewegen. Der Pflanze trug es den Namen Bettlerkraut oder Blasenkraut ein.
Geschichten aus der Vergangenheit berichten immer wieder von „himmlischem Manna“, Himmelsgerste, die Menschen nach starken Regenfällen oder Überschwemmungen auf der Erde fanden. Oftmals vernichteten Starkregen oder Überschwemmungen die gesamte Ernte. Den Menschen drohte eine Hungersnot! So sammelten sie den „Kartoffelregen“ ein und aßen die kleinen Knollen. Chroniken berichten, dass im Jahre 1857 in Dittmannsdorf/Neisse „Getreide“ vom Himmel fiel. Der Botaniker Professor Goeppert untersuchte die kleinen Knollen und fand heraus, dass es sich um ausgeschwemmte Scharbockskraut-Brutknospen handelte.
Verwechslung
vor der Blüte mit anderen Ranunkelgewächsen. Genaue Bestimmung!
Inhaltsstoffe
Gerbstoffe, Ranunculin, Saponine, Vitamin C, Anemonin, Protoanemonin
Heilwirkung
blutreinigend, stoffwechselanregend, vitaminspendend, schmerzstillend (Druckschmerz Hämorrhoiden),
Nebenwirkungen/Gegenanzeigen
Achtung: Blätter nur vor der Blüte ernten, da mit der Blüte der Gehalt von Protoanemonin zunimmt und bei empfindlichen Menschen zu Reizungen von Magen- und Darm führen kann. Nierenreizungen
Anwendung
innerlich:
Frühjahrsmüdigkeit, Vitamin-C-Mangel, Hautunreinheiten
äußerlich:
Hämorrhoiden, Feigwarzen
Tagesdosis
Frischpflanzenpresssaft: Teelöffel pro Tag, als Salat max. eine handvoll frische Blätter,
Verwendung
Tee aus getrockneten Blättern: 1 Tl. Blätter mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 5 Minuten ziehen lassen.
Heilsames
Hämorrhoiden-Salbe (nach Ursula Stumpf)
Zutaten
200 g Vaseline (Apotheke)
2 El frische Wurzelknöllchen
Salbendöschen (Apotheke)
So wird‘s gemacht
In einem alten Emailletopf bei geringer Hitze die Vaseline schmelzen und die frischen Wurzelknöllchen dazu geben. Das Ganze 10 Minuten sanft köcheln. Danach die flüssige Vaseline durch ein Mulltuch absieben und in Salbendöschen füllen. Wenn die Salbe ganz erkaltet ist, die Döschen verschließen.
Die Salbe nimmt den Druckschmerz und verringert die Blutung.
Blüte des Scharbockskraut; Foto: privat
Gaumenschmaus
Chicorée mit Scharbockskraut und Orange (nach Meret Bissegger)
Dressing
1 Prise Kräutermeersalz
1 El Sherryessig
3 El geröstetes Erdnussöl oder anderes Baumnussöl (Bsp. Walnussöl)
→ Die Zutaten in einer Salatschüssel mischen
2 Handvoll junge Scharbockskrautblätter
2 Stauden Chicorée, in Stücke geschnitten
1 El frisch abgeriebene Orangenschale
1 Orange, geschält und gewürfelt
1 El geröstete Erdnüsse
→ alles zur Sauce geben und gut mischen
Quellen
Bissegger, Meret; „Meine wilde Pflanzenküche, bestimmen, sammeln und kochen von Wildpflanzen“; AT Verlag Aarau, München, 2. Auflage 2011 ISBN: 978-3-03800-552-0
Couplan, Francois; „Wildpflanzen für die Küche“; AT Verlag Aarau, München, 2. Auflage 1998 ISBN: 3-85502-571-1
Hirsch, Siegrid; Grünberger, Felix; „Die Kräuter in meinem Garten“; Freya-Verlag 2012 (Neuüberarbeitung) ISBN: 978-3-902134-79-0
Pahlow, M.; „Das große Buch der Heilpflanzen, Gesund durch die Heilkräfte der Natur“; WeltbildVerlag 2006 ISBN:3-8289-1839-5
Storl Dr., Wolf-Dieter; „Die Seele der Pflanzen, Botschaften und Heilkräfte aus dem Reich der Kräuter“; Franckh-Kosmos Verlags-GmbH Stuttgart 2009; ISBN: 978-3-440-11565-7
Stumpf Dr., Ursula; „Unsere Heilkräuter, bestimmen und anwenden“; Franckh-Kosmos VerlagsGmbH Stuttgart 2012 ISBN: 978-3-440-12705-6
Heidrun Johner-Allmoslöchner, zertifizierte Heilpflanzenfachfrau, Leimen; www.naturwerkstatt-artemisia.de