Pflanze des Monats Januar (2019)

Pflanze des Monats Januar (2019)

Pastinake, Pastinaca sativa

Doldenblütler, Apiaceae

blühende Pastinake, Foto: Privat

Jetzt im Winter, wenn frisches Gemüse aus dem Garten Mangelware ist, greifen wir gerne auf Wurzelgemüse zurück. Die Pastinake gehört wieder zu den gefragten Gemüsen, wir finden sie auf Märkten, Bioläden oder im Supermarkt. Lange Zeit zählte sie zu den vergessenen Gemüsen und ihre Samen konnten nur über Vereine bezogen werden, die sich auf alte Gemüsesorten oder Raritäten spezialisiert hatten. Dabei ist die Hammelmöhre ein durchaus attraktives Gemüse, das kulinarisch und heilkundlich beachtenswert ist.

Die zweijährige Pflanze bildet im ersten Jahr eine Rosette mit gefiederten, gelbgrünen Blättern. Diese sind mit 5 bis 11 ovalen, gelappten, unregelmäßig gesägten Blättchen versehen und gestielt. Schon im ersten Jahr entwickelt die Pflanze eine kräftige, weiße aromatische Pfahlwurzel, mit einem ausgeprägten Rand um den Austrittsbereich der Blätter, die frosthart und sehr wohlschmeckend ist. Im zweiten Jahr stängelt die Pflanze auf und bildet einen meist hohlen, kantigen oder gefurchten, ästigen Stängel, an dessen Enden von Juli bis September goldgelbe Blüten erscheinen. Die Pastinake erreicht je nach Standort eine Höhe von 30 bis 100 cm. Sie bildet Dolden mit 5 bis 20 Döldchen, Hülle und Hüllchen fehlen. Die elliptischen Früchte sind 5 bis 7 mm groß, flach und schmal gefügelt. Oft ist die ganze Pflanze matt grau behaart. Beim Zerreiben duftet sie aromatisch möhrenartig.

Ursprünglich stammt die Pflanze aus Westasien. Heute kommt sie in Mittel- und Nordeuropa, Kleinasien und in Nordamerika vor, wo sie von Einwanderern eingeschleppt wurde. Heute finden wir de Pastinake häufig an Wegrändern, Rainen, Landstraßen, Gräben, steinigen Orten, Schuttplätzen, auf trockenen und auch auf mäßig feuchten, kalkhaltigen, vollsonnigen Wiesen. Die Pastinake gilt als Zeigerpflanze für Lehm.

Name

Der Ursprung der Bezeichnung „Pastinaca“ ist unsicher. Vielleicht leitet er sich von „pastinum“ ab, was soviel wie Hack, Hackboden bedeutet. Der lateinische Gattungsname „pastus“ könnte auch mit dem Begriff „Nahrung, Futter“gedeutet werden, was darauf hinweist, dass die Pastinakenwurzel als Gemüse angebaut wurde. „Sativus“ kommt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet „angebaut“. Die deutsche Bezeichnung „Pastinake“ zeigt deutlich den lateinischen Ursprung des Wortes. Die Bezeichnung Hammelmöhre weißt darauf hin, dass die Pastinake nicht nur vom Menschen geschätzt wird, sondern auch von Haarwild und Schafen gerne gefressen wird.

Weitere Namen sind Blasternak, Dickmöhre, Gemeiner Pastinak, Germanenwurzel, Hammelmöhre, Hirschmöhre, Hirschfraß, Moorwurzel, Pastornak, Pasternak, Spindelwurz, Welscher Petersilie, Pestnacke.

Pastinaken, Foto: Sven-Erik Falk / pixelio.de

Geschichte

Grabungen und Analysen haben ergeben, das wohl schon die Bewohner der Pfahlbauten sich von Pastinaken ernährten. Vermutlich handelte es sich da um eine Urform der Pflanze. Karl der Große schätzte die Pflanze so sehr, dass er sie in seinem „Capitulare de villis“(795) empfahl. Ebenso kann man sie im Entwurf des St. Gallener Klostergartens (820) finden. Die Kräuterkundigen des Mittelalters, allen voran P. A. Matthiolus priesen sie als Heilmittel bei Wassersucht, Leibschmerzen, Nieren- und Blasenleiden (v.a. Steinleiden), Magenbeschwerden und Fieber. Zur Zeit der großen Pestepidemie im 14. Jahrhundert wurde Pastinakensaft als Heilmittel eingesetzt, was ihr den Namen „Pestnacke“ einbrachte. In der mittelalterlichen Küche hatte die Pastinake ungefähr den Stellenwert in der Küche, den heute die Kartoffel bei uns hat. In den USA wurde die Pastinake schon 1609 in Virginia und 1629 in Massachusetts angebaut. Ungefähr im 18. Jahrhundert geriet sie in Vergessenheit und wurde durch die Karotte und die Kartoffel auf dem Speiseplan ersetzt. Heute erlebt die Pastinake eine Renaissance und man kann sie in jedem Supermarkt oder beim Biobauern wieder kaufen. Ihre kulinarische Vielseitigkeit macht sie zu einem interessanten und gesunden Gemüse.

Verwechslung

Verwechslung mit gelb blühenden Doldenblütlern wie z.B. Liebstöckel, der aber einen sehr intensiven „Maggi-Geruch“ verströmt.

Inhaltsstoffe

Wurzel: Ätherisches Öl, Furanocumarine, Vitamin A, B, C, Mineralstoffe v.a. Kalium, Calcium, Phosphor, Eiweiß, Inulin

Blätter/Blüten: Ätherisches Öl, Samen/Früchte: Ätherisches Öl, Cumarine und Furanocumarine

Heilwirkung

Wurzel: ausschwemmend, diätetisch, aphrodisierend, schmerzlindernd, fiebersenkend, blutreinigend

Blüten/Blätter: beruhigend

Samen/Früchte: ausschwemmend, schmerzlindernd, appetitanregend

Nebenwirkungen/Gegenanzeigen

Im Allgemeinen ist die Pastinake sehr gut verträglich und kann meist von Menschen mit Möhrenallergie gegessen werden. Durch die Furanocumarine kann es bei empfindlichen Menschen zu Hautausschlägen kommen, die nach dem Absetzen bzw. Meiden der Pflanze wieder verschwinden.

Anwendung
innerlich:

Wurzel: Aufgrund des hohen Inulingehaltes ist die Wurzel gut für Diabetiker geeignet. In der Volksheilkunde wird die Wurzel bei Fieber, Lungen- und Magenleiden sowie Nierenerkrankungen eingesetzt. Weiter soll der Genuss der Wurzel potenzsteigernd sein. Blätter/Blüten: In der Volksheilkunde bei Nierenleiden und Verdauungsbeschwerden. Samen/Früchte: Bei Magen- und Blasenleiden.

Tagesdosis

Die zweijährigen, frischen unterirdischen Teile werden als homöopathisches Mittel HAB 34 u.a. bei Delirien verabreicht.

Tee aus der Wurzel oder den Samen: 1 Tl. Getrocknete Wurzel/Samen in ¼ l Wasser kalt ansetzen und aufkochen, 10 Minuten ziehen lassen. Bei Beschwerden täglich 2 bis 3 Tassen trinken.

Verwendung

Verwendete Pflanzenteile Blätter, Blüten, Samen/Früchte, Wurzeln

Pastinaken-Blüte, Foto: Privat

In der Küche

Von April bis Juni können die frischen Triebe roh zu Salaten, in Kräuterbutter oder in Blattgemüse verzehrt werden. Die Wurzel werden im ersten Jahr auch noch bis in den Frost geerntet und schmecken gut roh als Salat, Gemüse, Püree, usw. . Die jungen Triebspitzen im zweiten Jahr, schmecken lecker in Gemüse- und Kräutersuppen. Die Blüten können von Juli bis August zu Gemüsegerichten gereicht werden. Die Samen erntet man von August bis September und verwendet sie getrocknet als Gewürz für Salate, Gemüseeintöpfe, Suppen, etc.

Quellen

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  • Bissegger, Meret; „Meine wilde Pflanzenküche, bestimmen, sammeln und kochen von Wildpflanzen“; AT Verlag Aarau, München, 2. Auflage 2011 ISBN: 978-3-03800-552-0

  • Bühring, Ursel; „Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Grundlagen-Anwendung – Therapie“; Sonntag Verlag Stuttgart, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage 2009 ISBN: 978-38304-9163-7

  • Couplan, Francois; „Wildpflanzen für die Küche“; AT Verlag Aarau, München, 2. Auflage 1998 ISBN: 3-85502-571-1

  • Fleischhauer, Steffen Guido; „Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen“; AT-Verlag Aarau, München 5. Auflage, 2008 ISBN: 3-85502-889-3

  • Hiller, Karl, Melzig, F. Matthias; „Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen“ 2. Auflage; Spektrum Akademischer Verlag 2010 ISBN: 978-3-8274-2053-4

  • Hirsch, Siegrid; Grünberger, Felix; „Die Kräuter in meinem Garten“; Freya-Verlag 2012 (Neuüberarbeitung) ISBN: 978-3-902134-79-0

  • Künzle, Johann, Pfarrer.; „Das große Kräuterheilbuch, Ratgeber für gesunde und kranke Tage“; 1945 Verlag Otto Walter AG Olten

  • Pahlow, M.; „Das große Buch der Heilpflanzen, Gesund durch die Heilkräfte der Natur“; WeltbildVerlag 2006 ISBN:3-8289-1839-5 19. Pieper, Volksbotanik, 1897 20.

  • Spohn, Margot, Aichle, Dietmar, Golte-Bechtle, Marianne; Spohn, Roland; „Was blüht denn da?“; Franckh-Kosmos Verlags-GmbH Stuttgart 58. erweiterte und neubearbeitete Auflage 2008 ISBN-13: 978-3-440-11379-0

  • Stumpf Dr., Ursula; „Unsere Heilkräuter, bestimmen und anwenden“; Franckh-Kosmos Verlags GmbH Stuttgart 2012 ISBN: 978-3-440-12705-6

  • Stumpf Dr., Ursula; „Von Magie bis Phytotherapie“; 3. erweiterte Auflage 2010, MedMedia-Verlag Kandern ISBN: 3-934-163-81-5

  • Willfort, Richard; „ Gesundheit durch Heilkräuter, Erkennung, Wirkung und Anwendung der wichtigsten einheimischen Heilpflanzen“; Rudolf Trauner Verlag Linz, 22. Auflage 1982 ISBN: 385320-117-2

Heidrun Johner-Allmoslöchner, zertifizierte Heilpflanzenfachfrau, Leimen; www.naturwerkstatt-artemisia

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