PFLANZE DES MONATS DEZMBER (2016)

PFLANZE DES MONATS DEZMBER (2016)

Fichte und Kiefer

Picea abies und Pinus sylvestris

Fichten und Kiefern prägen neben Eiche und Buche das Waldbild im Pfälzerwald. Den Waldbauern vergangener Zeiten dienten vor allem Fichten und Kiefern als Bauholz, in der Köhler- und Harzbrennerei. Die Zapfen wurden gesammelt und als Anzünder genutzt, der junge Nadel-Austrieb im Frühjahr zu Tee und Sirup verarbeitet.

Um das Harz dieser Nadelbäume zu nutzen, musste sich der Waldbauer vergangener Zeiten, zuerst das Recht Harz zu brennen, ersteigern. Historisch belegt ist z.B. die Geisswiese bei Iggelbach. Auf den „Geisskopfhöfen“ brannte der Harzbrenner Andreas Bügler mit seiner Familie im 18. Jahrhundert das kostbare Harz.

Jahre später löste die „Lebendbaumharzung“ das „Harzbrennen“ ab. Nun musste das Kienholz nicht mehr geschlagen, gespalten und aufwändig in einen Harzofen gestapelt und ausgekocht werden. Den Nachbau eines solchen Ofens kann man heute im Elmsteiner Ortsteil Appental-Harzofen besichtigen.

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Nachbau eines Harzofens in Elmstein-Appental Ortsteil Harzofen Foto: privat

Die modernere Lebendbaumharzung wurde im Pfälzerwald praktiziert und verlor erst im Rahmen der Industrialisierung an Bedeutung. Relikte dieser Zeit können noch heute in der Nähe von Weilerbach im Landstuhler Bruch besichtigt werden.

Die Lebendbaumharzung ersparte dem Harzer nun das mühsame Ausgraben und zerkleinern des harzhaltigen Holzes und den einwöchigen Brand, der rund um die Uhr unterhalten werden musste. Dennoch darf die neue Technik nicht als leicht bezeichnet werden! Um seine Familie ernähren zu können musste der Harzer bis zu 5000 Fichten oder Kiefern bearbeiten. Der Jahresertrag eines Baumes reichte je nach Standort und Klima von 1,5 bis 6 kg. Um die Risse in die Rinde ziehen zu können, wurden die Bäume meist im Winter an zwei Stellen des Baumstammes „gerötet“, d.h. die obere Rindenschicht wurde mit einem Bügelschaber entfernt, die sogenannte „Lachte“ entstand. Mit der Vegetationszeit begann für den Harzer die Erntezeit. Von Mai bis Oktober zog er mit dem „Risser“ Rillen in die Lachte. Das austretende Harz lief dabei über den Riss in die Hauptrinne und von dort in den am Ende der Hauptrinne angebrachten Topf. Das Leeren der Töpfe übernahmen in der Regel die Frauen.
Das gewonnene Harz wurde destilliert und zerfiel in Terpentinöl und Kolophonium. Die Industrie benötigte z.B. Kolophonium für die Papier- und Seifenherstellung, Terpetinöl als Lösungsmittel von Farben und Lacken und zur Herstellung von Bohnerwachs und Schuhcreme.

Im 19. Jahrhundert verliert sich der Beruf des Harzers. Die moderne chemische Industrie produzierte das weniger arbeitsintensive und billigere Kunstharz. Lediglich während den beiden Weltkriegen blühte das Harzer-Handwerk noch mal auf. Bis 1989 praktizierten in der ehemaligen DDR Harzer das alte Handwerk, das mit der Wende endgültig sein Ende fand.

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Harzkiefer im Landstuhler Bruch bei Weilerbach Foto: privat

Was ist Harz?

Das Harz in den Bäumen besteht aus sekundären Stoffwechselprodukten und wird über Harzkanäle an die Pflanzenoberfläche geleitet. Das Naturprodukt Harz wird bis auf eine Ausnahme von Pflanzen gebildet. Lediglich die südostasiatische Lackschildlaus, als Vertreterin aus der Tierwelt, produziert den sogenannten Schelllack. Unverletzt besitzen z.B. Fichte und Kiefer in ihren Harzgängen Harz, das im Falle einer Verletzung sofort austreten und die Wunde verschließen kann. Die Tanne besitzt keine Harzgänge und muss, wenn der Baum verletzt wird, das Harz für den Wundverschluss erst bilden. Harze sind nicht wasserlöslich, lösen sich aber gut in Fett/Öl oder Alkohol bzw. Benzin.

Geschichte

In der Geschichte des Menschen spielt Harz schon lange eine wichtige Rolle. Belegt ist, dass die Menschen der Steinzeit diesen duftenden Naturstoff kannten und verwendeten. Sicherlich bemerkten diese Menschen, dass harzhaltiges Holz gut brennt und Holzstücke die Kien enthielten als Fackel verwendet werden konnten. Boote und Gefäße wurden mit Harz abgedichtet. Wohl blieb unseren Vorfahren die heilende Wirkung des Harzes ebenfalls nicht verborgen, konnte man mit Harz doch Splitter aus der Haut ziehen! Die Duftwirkung dieses Naturproduktes war ebenfalls bekannt. Funde von sogenannten „Räucherkuchen“ in Dänemark und Südschweden (7200 v. Chr.) belegen, dass unsere Altvorderen die Räucherwirkung kannten. Mit Harzen und Kräutern war es den steinzeitlichen Menschen möglich aktiv ihren Höhlengeruch zu verändern und im aufsteigenden Rauch, erkannten sie die Möglichkeit, Gebete in den Himmel zu senden. Die alten Ägypter verwendeten Harz zum einbalsamieren der Mumien. Alte Quellen besagen, dass Harz sogar als Zahnersatz verwendet wurde.

In der Geschichte des Pfälzerwaldes finden wir viel später neben dem Harzbrenner auch den Harzkrämer. Diese „fliegende Harzhändler“ zogen mit ihren Harzeseln durch die Lande und verkauften geschickt ihre Ware an die ländliche Bevölkerung. Eine Wattenheimer Familie gelangte während ihrer „Karreschmierdur gar bis nach St. Petersburg.

    1. Heilsames

      1. Harzbalsam

Zutaten:

30-90g Nadelbaumharz

klein gehackte Nadeln von Fichte, Tanne, Lärche, Kiefer, Wacholder oder Douglasie, Strobe

300ml kalt gepresstes Olivenöl

30g Bienenwachs

So wird’s gemacht:

Harz mit den klein gehackten Nadeln (evtl. mit Wacholderbeeren) und dem Öl in einen Topf geben und 1-2 Stunden lang bei 50-70°C „ausziehen“. Danach durch ein Leintuch oder einen Teefilter abfiltern.

Das Auszugsöl zurück in den Topf geben und 30g Bienenwachs einrühren und schmelzen lassen. Den Topf vom Herd nehmen und noch etwas kalt rühren. In die Salbendöschen füllen und zum Abkühlen mit einem sauberen Tuch bedecken. Anschließen etikettieren. Harzbalsam ist länger als ein Jahr haltbar!

Anwendungsgebiet:

Harz setzt einen starken Heilreiz und wird bei Husten und Bronchitis äußerlich angewendet. Rheumatische Beschwerden und Gicht können ebenfalls mit Harzbalsam behandelt werden. Zur Wundbehandlung, denn Harzbalsam aktiviert lokal die Abwehrmechanismen des Körpers und beugt so einer Infektion der Wunde vor.

Mit Harzbalsam kann man Splitter „ziehen“, er zieht den Eiter bei entzündetem Nagelbett und desinfiziert die Wunde

Kontraindikation

Asthma bronchiale, Keuchhusten

(U. Bühring, Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, S. 48; S. Bäumler, Heilpflanzen Praxis Heute, S.157, 240

Gut zu wissen

Das Harz unserer heimischen Nadelbäume kann auf Kohle verräuchert werden. Als „Nordischer Weihrauch“ bezeichnet man Kiefer- bzw. Fichtenharz. Da der echte Weihrauch sehr kostbar und teurer war, streckte bzw. ersetzte man ihn mit diesen heimischen Harzen.

Heidrun Johner-Allmoslöchner, zertifizierte Heilpflanzenfachfrau, Leimen; www.natuwerkstatt-artemisia.de

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